Schulterschmerzen sind häufig und können vielfältige Ursachen haben. Eine sorgfältige klinische Untersuchung, ergänzt durch entsprechende radiologische Bildgebungsverfahren (Röntgen, MRT, CT), ist die Grundlage für eine korrekte Diagnose. Erst dann kann die Entscheidung über eine weitere konservative oder operative Therapienotwendigkeit getroffen werden. Je nach Art der Verletzung oder des Schadens stehen, sofern eine Operation erforderlich ist, dem aktuellsten Stand der Technik entsprechende minimal invasive, arthroskopische oder offene Operationsverfahren zur Verfügung. Die häufigsten Pathologien und deren Therapie werden in der Folge kurz erläutert.
Die Rotatorenmanschette der Schulter wird durch vier Sehnen gebildet und erlaubt die Kraftübertragung vom Schulterblatt auf den Oberarmkopf. Dies ermöglicht es den Arm zur Seite, nach vorne und hinten anzuheben sowie nach innen und außen zu rotieren.
Durch einen Unfall und/oder Verschleißerscheinungen kann es zum Einreißen einer oder mehrerer dieser Sehnen kommen. Dies kann zu einer eingeschränkten Beweglichkeit mit Kraftverlust und Schmerzen führen.
Als diagnostische Mittel dienen neben der klinischen Untersuchung die Sonografie und die Kernspintomographie (MRT). Für die spezifische Therapie ist es wichtig die genaue Ursache, das Ausmaß und die Qualität der Muskel-Sehnen Einheit der Rotatorenmanschette zu beurteilen.
Für die operative Rekonstruktion der Rotatorenmanschette stehen heute minimal invasive und arthroskopische Verfahren zur Verfügung. Dabei werden die ausgerissenen Sehnen mittels kleiner Fadenanker wieder am Oberarmknochen fixiert.
Im Anschluss an die Operation wird die Schulter in einem Schulterabduktionskissen gelagert, so dass die frisch genähte Sehne nicht unter Zug kommt und in Ruhe heilen kann.
Die physiotherapeutische Beübung der Schulter beginnt direkt am Tag nach der Operation.
An die Entlassung kann sich für die weitere Physiotherapie eine ambulante oder stationäre Rehabilitation anschließen.
Im Normalfall sieht das Nachbehandlungsschema das Schulterabduktionskissen für 6 Wochen vor. Nach diesem Zeitraum wird die aktive Beweglichkeit schrittweise gesteigert.
Ab dem 3. bis 6. Monat nach der Operation kann, je nach Diagnose und Operation, wieder mit Schulter belastenden Sportarten begonnen werden.
Verletzungen der Rotatorenmanschette können mit einem sogenannten Impingementsyndrom (Engpass-Syndrom) vergesellschaftet sein.
Dabei klemmen Sehnen der Rotatorenmanschette zwischen Humeruskopf und Anteilen des Schulterblattes ein, wodurch es zu Schmerzen und Rissbildungen der Rotatorenmanschette kommen kann. Bleibt die konservative Therapie bei Teileinrissen der Rotatorenmanschette ohne Erfolg, können in einem arthroskopischen Eingriff die durch Knochen oder Weichteile bedingten Engstellen mit einer Präzisionsfräse abgetragen werden.
Die Rehabilitationsdauer nach derartigen Eingriffen ist kurz und die Patienten sind in der Regel nach 3-6 Wochen weitgehend beschwerdefrei und wieder arbeitsfähig.
Die Kalkschulter ist eine Erkrankung mit Kalkablagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette. Die Ursachen einer Kalkschulter sind bislang nicht vollständig geklärt. Die Erkrankung verläuft in verschiedenen Phasen. Im Wechsel finden sich Zeiten weitgehender Schmerzfreiheit und starker Schmerzen. Die Krankheit ist in der Regel selbstlimitierend, wobei die genaue Dauer nicht vorhersehbar ist und sich manche Fälle über Jahre hinziehen können.
Wir empfehlen zunächst eine konservative Therapie. Diese kann eine Behandlung mit entzündungshemmenden und schmerzmindernden Medikamenten, Physiotherapie und z.B. eine Stoßwellentherapie beinhalten.
Bei Ausbleiben des Erfolges der konservativen Therapie über einen längeren Zeitraum empfehlen wir die arthroskopische Entfernung des Kalkdepots.
Postoperativ sind die Beschwerden meist rasch erheblich gebessert oder gar nicht mehr vorhanden. Die Rehabilitationsdauer beträgt zwischen 3 und 6 Wochen, je nach Ausmaß der Erkrankung und erfordert eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung.
Bei der Schulterinstabilität muss zwischen anlagebedingter (habituell) und unfallbedingter (traumatischer) Instabilität unterschieden werden.
Die angeborene oder habituelle Instabilität zeichnet sich durch eine Überbeweglichkeit der Gelenke und sehr laxe Bänder aus. Bei diesen Patienten können Bagatelltraumata zu einer Luxation führen oder die Schulter sogar willentlich ausgekugelt werden. Nur in wenigen bestimmten Fällen ist hier eine Operation indiziert, vielmehr muss in diesem Falle Wert auf intensive Physiotherapie zur Kräftigung der Muskulatur und Verbesserung der Propriozeption (=Eigenwahrnehmung der Gelenkstellung) gelegt werden.
Bei der traumatischen Luxation kommt es zu einer Verletzung der Gelenklippe (Labrum) und einer Impression am Humeruskopf (Hill-Sachs Läsion).
Die Therapie dieser Verletzungen ist altersabhängig, da junge Patienten zu wiederkehrenden Luxationen und Schulterinstabilitäten neigen.
Da immer wiederkehrende Luxationen vermehrt zu Knorpelläsionen und damit einer vorzeitigen Arthrose führen können wird eine frühzeitige operative Therapie empfohlen.
Ältere Patienten zeigen durch Vernarbungen im Bereich der Kapsel ein stabileres Bindegewebe und somit ein geringeres Risiko für eine erneute Luxation.
Bei der arthroskopischen Stabilisierung wird die verletzte Gelenklippe (Labrum) zusammen mit der Gelenkkapsel mittels kleiner Fadenanker wieder an die Gelenkpfanne befestigt, um so eine gute Stabilität im Schultergelenk wiederherzustellen. Im Falle einer knöchernen Verletzung der Pfanne können offene Verfahren mit zum Teil Knochenaufbau-Operationen notwendig werden.
Für 6 Wochen sind bestimmte Bewegungen nicht erlaubt und zum Komfort wird der Arm anfangs in einer Schlinge getragen. Die volle Belastbarkeit bei Überkopfsportarten und Sportarten mit Vollkontakt sind erst nach ca. 5-6 Monaten wieder empfohlen.
Bei der ACG-Luxation zerreißen die gelenkführenden Bänder zwischen Schlüsselbein (Clavicula) und Schulterdach (Acromion) und die stabilisierenden Bandstrukturen zwischen dem Rabenschnabelfortsatz (Coracoid) des Schulterblattes und des Schlüsselbeins. Die Instabilität des Gelenkes kann sich in einem relativen Höhertreten des Schlüsselbeins gegenüber dem Schultereck bemerkbar machen. Hochgradige Instabilitäten sollten operativ versorgt werden, um eine normale Schulterfunktion wiederherzustellen.
Bei der operativen Versorgung frischer Verletzungen wird in einem arthroskopisch gestützten Verfahren die anatomische Gelenkstellung wiederhergestellt.
Im Falle chronischer Verletzungen des AC-Gelenkes muss zusätzlich eine körpereigene Sehne verwendet werden, um die Rekonstruktion dauerhaft belastungsstabil werden zu lassen.
Bei der Nachbehandlung sind Bewegungen über die Horizontale für die ersten 6 Wochen nicht erlaubt, ebenso das Heben schwerer Lasten. Auch hier wird die volle Belastbarkeit (Überkopfsportarten, Sportarten mit Vollkontakt) nach ca. 5-6 Monaten erreicht.
Die lange Bizepssehne (LBS) verläuft durch das Schultergelenk und kann hier an mehreren Stellen zu schmerzhaften Symptomen führen. So kann es zu Einrissen am Ursprung der Sehne im Gelenk (SLAP), zu Veränderungen im Verlauf durch und am Austrittspunkt des Gelenkes kommen. Auch kann die Führungsschlinge (Pulley) der langen Bizepssehne aufgeraut oder eingerissen sein. Beschwerden der langen Bizepssehne treten häufig in Kombination mit anderen Verletzungen des Schultergelenkes auf. Eine konservative Therapie ist zumeist wenig erfolgversprechend, so dass die operative Versorgung der LBS deshalb entsprechend der Verletzungsart entweder mit einer Naht am Ursprung der Sehne oder einem Absetzen der Sehne im Gelenk mit oder ohne Befestigung am Oberarmknochen erfolgt.
Die Schultergelenksarthrose verursacht mitunter erhebliche Bewegungs- und Ruheschmerzen und in der Folge auch eine zunehmende Bewegungseinschränkung.
Die konservative Behandlung kann nur bis zu einem gewissen Grad die Beschwerden kontrollieren. Die Endoprothetik (Implantation künstlicher Gelenke) hat sich etabliert, um eine schmerzfreie und gute Schulterfunktion wiederherzustellen. Es stehen dabei verschiedenste moderne Prothesenmodelle für alle Notwendigkeiten zur Verfügung.
Anatomische Schulterprothesen:
Die anatomische Schulterprothese orientiert sich an der ursprünglichen Form und Funktion des Schultergelenkes. Dabei wird der Oberarmkopf durch eine Prothesenoberfläche ersetzt, was häufig kein Einsetzen eines langen Führungsschaftes in der Oberarmknochen mehr erfordert. Dies kann, je nach Notwendigkeit, mit einer künstlichen Schulterpfanne kombiniert werden (Totalendoprothese). In einigen Fällen kann die ursprüngliche Schulterpfanne auch ohne Ersatz belassen werden (Hemiprothese). Die anatomischen Prothesenmodelle kommen für Patienten mit noch intakter und gut funktionierender Rotatorenmanschette in Betracht
Inverse Schulterprothesen:
Bei einer inversen Schulterprothese wird an der Schulterpfanne eine Halbkugel und anstatt des Oberarmkopfes eine Art Pfanne eingesetzt. Dadurch erlaubt ein angepasstes Drehzentrum des Gelenkes eine Schulterbewegung auch ohne intake und Rotatorenmanschette. Durch diese Art der Schulterprothese können insbesondere die zum Teil sehr starken Schmerzen bei einem irreparablen Rotatorenmanschettenriß sehr gut behandelt und eine gute Alltagsfunktion wiederhergestellt werden.